Nach 288 Tagen ist die SG Wattenscheid 09 in ihr Wohnzimmer zurückgekehrt. Die über 50 Millionen teure Modernisierung zum hochmodernen Leichtathletik- und Fußballstadion machte es dem Traditionsklub in dieser Saison zuvor nicht möglich, die Oberliga-Duelle an der Lohrheidestraße auszutragen.
Zum Sicherheitsspiel gegen die Sportfreunde Siegen wurde die derzeitige Großbaustelle nun provisorisch erstmals für den rollenden Ball freigegeben. Allerdings setzte die SGW die Partie in den Sand und verlor mit 1:3 (1:1).
Fertig ist das Stadion zwar noch nicht, bei der inoffiziellen Einweihung erlebte die SGW dennoch einen riesigen Zuschauer-Andrang. Etwa 1500 Heimtickets für einen geöffneten Fanblock durften angeboten werden, dieser war komplett ausverkauft. Offiziell wurden 1586 zahlende Zuschauer kommuniziert – Saisonrekord. Aufgrund von Platzmangel gab es sogar einen Einlassstopp.
Mit diesem Zuspruch hatte der Verein nicht gerechnet. Insbesondere beim Catering sorgte das für Probleme. So ging bereits in der Halbzeit das Bier aus. Nachschub versuchte man in nahegelegenen Kneipen zu besorgen. Die Anhänger der Schwarz-Weißen zeigten sich aber verständnisvoll für die organisatorischen Probleme auf der Großbaustelle und sorgten auch ohne Getränke für eine großartige Atmosphäre während des Spiels.
"Fühlt sich beschissen an" – Tunga mit Frust über Torgeschenke
Zum Sportlichen: Zunächst war es sogar die SGW, die mit dem Premierentreffer im neuen Stadion mit 1:0 in Führung ging. Emre Yesilova packte die Trickkiste aus und bugsierte das Leder per Hacke über die Linie (32.). Per Kopf konnte Cagatay Kader allerdings noch vor der Halbzeit zum 1:1 ausgleichen (44.). Nach dem Seitenwechsel nutzten die Gäste ihre Möglichkeiten eiskalt aus und erhöhten durch einen Doppelpack von Derrick Kyere (50. / 81.) auf 3:1.
„Natürlich sind wir gefrustet und enttäuscht. Wir haben wieder viel investiert. Jeder ist an seinen Zenit gegangen, aber am Ende des Tages zählt das Ergebnis. Die Führung haben wir viel zu leicht hergeschenkt“, ärgerte sich Cheftrainer Christopher Pache nach dem Spiel. Erneut ließ die SGW konsequentes Verteidigen vermissen und verteilte Tor-Geschenke an den Gegner. Fehler, die sich in Wattenscheid unglücklicherweise schon durch die gesamte Saison ziehen.
Mittelfeld-Abräumer Steve Tunga zeigte sich ebenfalls gefrustet: "Das war unnötig. Wir betreiben so einen Aufwand und schenken dem Gegner dann so einfache Tore. Am Ende steht man wieder mit leeren Händen da. Das tut sehr weh und fühlt sich beschissen an."
Trotz hohen Spielanteilen, vermisste sein Coach auch offensiv wieder die so oft fehlende Durchschlagskraft: „Auf die Grundlinie zu gehen, immer wieder das eins-gegen-eins in die Box zu suchen – dafür brauchen wir einfach einen Tacken zu lange. Das reicht gegen ein Top-Team dann nicht“, so Pache. Der 37-Jährige sehe den Oberliga-Vize aus dem Siegerland laut eigener Aussage sogar nochmal besser und reifer als Spitzenreiter VfL Bochum II.
Mit dem Stadtnachbarn müssen sich die „Nullneuner“ zwar noch nicht messen, dafür steht am kommenden Samstagabend das Heimspiel gegen den TuS Ennepetal (15. März, 18:30 Uhr) auf dem Plan. Schon am Nachmittag tritt Siegen beim ASC 09 Dortmund an (15:30 Uhr).
So spielte die SGW: Mroß - Kaminski (80. Seltana), Kacmaz, Gabriel, Sarli (55. El Mansoury) - Tunga, Renke - Lewicki (71. Firat), Duran (80. Habitz), Yesilova (55. Kouonang) - Nnaji